Am Anfang war das Wort

...so lautet das Motto und Logo der EKD zum Reformationsjubiläum 2017


Kanzelreden zum Thema "Reformation und die Welt"

Prominente sprechen zum Thema Reformation

Dieses Motto aufnehmend entstand im Kirchenvorstand Oberstaufen die Idee, ab Oktober 2016 in jedem Monat eine bekannte Person (regional/überregional) in den Gottesdienst in die Heilig-Geist-Kirche einzuladen, um eine sog. Kanzelrede zu halten. Das Thema der Rede soll dabei Luther und die Reformation bzw. die eigene Sicht auf die Reformation sein.

 

Die Kanzelreden wurden während der normalen Gottesdienste begleitend gehalten. Nach dem Gottesdienst gab es jeweils einen Empfang (mit kleiner Bewirtung) im Gemeindehaus. Somit bot sich auch die Gelegenheit zur persönlichen Begegnung mit dem Gast.

30.10.2016 - Eröffnung der Aktion Kanzelreden mit ökumenischem Abendgebet

In ökumenischer Verbundenheit wurde am 30.10.2016 mit der Kanzelrede von Pfr. Dr. Johannes Netzer unsere zweite besondere Aktion im Reformationsjubiläumsjahr eröffnet, die Aktion Kanzelrede. In seiner Kanzelrede spannte Pfarrer Netzer einen weiten Bogen mit Worten bekannter und weniger bekannten Personen, um die Bedeutung der Reformation für ihn aufzuzeigen. Besonderen Anklang fanden dabei seine Zitate aus einem fiktiven Briefwechsel zwischen Martin Luther und Papst Franziskus. Am Ende seiner Rede forderte er deutliche Reformen in der katholischen Kirche.


06.11.2016 - Kanzelrede von Prof. Johanna Haberer

Als zweite Rednerin durften wir Prof. Johanna Haberer begrüßen, die ihre Predigt unter das Motto „Reformation und Streitkultur“ stellte. In ihrer Rede betonte sie, dass der Streit organisch zum Zusammenleben gleicher und freier Menschen gehöre. Streit sei seit der Reformation System, aber es gehe darum, Streit produktiv zu sehen, „der die Stimmen aller zu Gehör bringt, der Argumente laut werden lässt und sie nicht überschreit.“ Grundlage einer Streitkultur aus dem Geist der Reformation sei die Regel, dass wir miteinander und nicht übereinander reden, „dass wir in der Hitze einer Schlagzeilenkultur das Argument prüfen und nicht die Lautstärke, in der das Argument geäußert wird“.


11.12.2016 - Dr. Martin Spantig

Im Dezember stand mit Dr. Martin Spantig der Geschäftsführer der BayTM GmbH auf der Kanzel. In seiner Rede spannte er den Bogen von Luther in die heutige Zeit. Zitat: „Genauso wie Luther damals irgendwann erkannt hat “ich muss etwas an meinem Leben ändern”, geht es heute vielen Menschen in wichtigen Positionen. … Das Hamsterrad einmal anzuhalten. Sich einfach mal Abstand vom Alltag zu nehmen und das Lebenstempo zu verlangsamen, um wieder zu sich und den wirklich wichtigen Dingen im Leben zu finden. Sicher wäre das heute in Luthers Sinne. 

Schließlich hat Luther gesagt: „Man kann Gott nicht allein mit Arbeit dienen, sondern auch mit Feiern und Ruhen.“


15.01.2017 - Werner "Tiki" Küstenmacher

Werner TiKi Küstenmacher hatte seine Rede überschrieben mit „Wow! und Aha!“ Zitat: „Eine ganz elementare Unterscheidung ist die zwischen Zuständen und Stufen. Zustände sind: wach sein, schlafen, träumen … oder auch betrunken sein, im Rausch sein. Stufen bezeichnen die geistigen Fortschritte, die wir machen auf unserer Entwicklung vom Baby bis zum Erwachsenen. Zustände sind verbunden mit unseren Emotionen. Stufen sind verbunden mit unserem Verstand. Bei Zuständen geht es um „Wow!-Erlebnisse. Bei den Stufen geht es um „Aha!“-Momente. … Was uns zu Menschen macht, ist dieses doppelte Geschenk von Wow! und Aha!, von Emotion und Verstand.“


19.02.2017 - Michael Renner

Ein Stück weit Gänsehaut durchfuhr viele Zuhörer bei der Kanzelrede von Michael Renner, der unter dem Motto „hier stehe ich, ich kann auch anders“ davon erzählte, dass er über die Familie seiner Mutter in 16ter Generation ein direkter Nachfahre Martin Luthers ist. In einer sehr persönlichen Rede erzählte er von seinem Heranwachsen als Pfarrerssohn in einer typisch evangelischen Pfarrfamilie und wie er dadurch geprägt wurde. Zitat: „Seitdem weiß ich aus eigener Erfahrung, dass man niemanden zu einem selbstreflektierten Glauben an Gott „erziehen“ kann. Ich kann als Vater und Religionslehrer vielleicht “ein Samenkorn legen”, ein Angebot machen und den eigenen Glauben so gut wie möglich vorleben. Die Entscheidung, ob andere meinem Beispiel folgen, liegt nicht in meiner Hand.“


18.03.2017 - Prälat Dr. Bertram Meier

Als besonderes Zeichen für die Ökumene war im März Prälat Dr. Bertram Meier aus Augsburg zu Gast. Unter dem Titel „In vino veritas – Einladung zur ökumenischen Weinprobe“ stellte Prälat Meier die Erzählung von der Hochzeit zu Kanaa in den Mittelpunkt seiner Kanzelrede. Jesus, so betonte er, sei in der Geschichte der ökumenische Speisemeister und die sechs Krüge, die er füllte, seien Zeichen für die Ökumene unserer Tage. Jeder der sechs Krüge sei dabei ein Hinweis, was in der Ökumene manchmal hinderlich sei, aber auch für das, was bis heute schon gelungen ist. Am Ende betonte er: „Nur im Zeichen des Kreuzes wird die Sache der Ökumene weitergehen und die Communio wachsen. Der gemeinsame Blick aufs Kreuz wird uns erkennen lassen, dass der Gekreuzigte seine Arme ausbreitet, um uns gleichsam unter seine Fittiche zu nehmen und uns an sich zu ziehen.“


09.04.2017 - Dekan Jörg Dittmar

In seiner Kanzelrede betonte er, dass eine der wichtigsten Fähigkeiten der Menschen das Thema Vergebung sei. Auch die Bibel könne man als ein Kursbuch des Vergebens lesen und als beispielhafte Erzählung von einem, der auszog, das Vergeben zu lernen – nämlich Gott selbst! Gerade die reformatori-sche Entdeckung – gerecht aus Gnade – habe hier wichtige Impulse gesetzt. Dittmar: „Wir sollen und wir können vergebende Menschen werden. Wir sollen die-sen Fluss der Barmherzigkeit durch uns hindurch fließen lassen. Auch, wenn wir da manches Mal durchs Kreuz hindurch müssen und vom Thron unserer Vorwürfe gegen andere herabsteigen müssen.“


21.05.2017 - Ferdinand Schlingensiepen

„Lange stehen kann ich in meinem Alter nicht mehr, aber wenn spreche, dann vergesse ich, dass ich nicht lange stehen kann“. Mit diesen Worten eröffnete Ferdinand Schlingensiepen seine Kanzelrede, die er am Sonntag, den 21.5.2017 in Oberstaufen gehalten hat. 88 Jahre alt ist er inzwischen, aber er lässt es sich nicht nehmen, die weite Reise von Düsseldorf ins Allgäu zu unternehmen, um die Reihe der Kanzelreden fortzusetzen. Und so steht er dann, ein wenig wackelig, auf der Kanzel und es dauert nicht lange, da hat er die Zuhörer in seinen Bann gezogen. Da sein Vater in den Jahren des dritten Reiches ein illegales Predigerseminar wie Dietrich Bonhoeffer leitete, kann er als Zeitzeuge aus dieser Zeit berichten. Und weil Schlingensiepen die Bonhoeffer-Gesellschaft gegründet hat und eine Bonhoeffer-Biographie geschrieben hat, ist es naheliegend, dass das Thema seiner Kanzelrede sich um den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer dreht. Dietrich Bonhoeffer oder die Reise zur Wirklichkeit. Und es wird still und verbreitet sich eine Gänsehautatmosphäre, als Schlingensiepen davon erzählt, wie er erlebt hat, dass der Vater zusammen mit Bonhoeffer wegen der kirchlichen Aktivitäten verhaftet und verhört worden ist.

In seiner Kanzelrede fordert er dann die Zuhörer zu mehr Gelassenheit auf. Zwar sei die Stimmung in unserem Land im Moment nicht von ansteckender Fröhlichkeit geprägt, aber „ohne Gelassenheit kann es keine freudige Grundstimmung geben.“ Und dann stellt er einen Brief Bonhoeffers in den Mittelpunkt der Gedanken, den dieser am 21. Juli 1944, einen Tag nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler, an seinen Freund Eberhard Bethge geschrieben hat. Ein Brief, der nicht verzweifelt klingt, sondern die Gelassenheit Bonhoeffers ausstrahlt. In seinen weiteren Gedanken führt er aus, wie Bonhoeffer trotz seiner Situation im Gefängnis zu dieser Gelassenheit gekommen ist. Schlingensiepen: „Gelassenheit bedeutet immer einen Verzicht. Man lässt etwas, das einem wichtig war, einfach los. Wer das lernt, gewinnt neue Möglichkeiten … und diese nenne ich Diesseitigkeit: nämlich in der Fülle der Aufgaben, Fragen, Erfolge und Misserfolge, Erfahrungen und Ratlosigkeiten zu leben.“ Durch diese Diesseitigekit komme man aber in der Wirklichkeit an und die Wirklichkeit ist der eigentliche Lebensraum für den christlichen Glauben.

Seine beeindruckende Rede beschloss Schlingensiepen mit den wohl bekanntesten Worten Bonhoeffers – Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag – und hinterließ bei den gut 140 Zuhörern in der vollen Heilig-Geist-Kirche tiefen Eindruck. Für alle ein ganz besonderer Moment in der Reihe der bisherigen Kanzelreden.


18.06.2017 - Bürgermeister Martin Beckel

Im Juni war Oberstaufners Bürgermeister Martin Beckel als Kanzelredner bei uns zu Gast. Seine Kanzelrede stellte er unter das Motto „Suchet der Stadt Bestes.“ Diese Aufforderung stammt aus dem Buch des Propheten Jeremia und wurde in den Zeiten des babylonischen Exils einer völlig verunischerten Gemeinde gesagt. Beckel wörtlich: „Jeremia ruft … dazu auf: Setzt Euch ein! Strebt an, was euch möglich ist! Lebt. Baut. Liebt. Und handelt verantwortlich. Was Jeremia nicht sagt: Kümmert Euch nur um Euer eigenes Wohl! Er stellt bewusst das Gemeinwohl in den Vordergrund. Nur wenn es der Allgemeinheit gut geht, dann geht es auch dem Einzelnen in der Gemeinschaft gut! Unser Glaube motiviert uns zu solchem Tun für unser Gemeinwesen. Und er gibt uns dabei auch grundsätzliche ethische Leitlinien vor.

Wir können als Christinnen und Christen die Menschenfreundlichkeit Gottes nur glaubwürdig bezeugen, wenn wir selbst das uns Mögliche für eine menschlichere Welt tun. „Suchet der Stadt Bestes“ – Das ist eine starke Botschaft. Gestaltend in Land, Stadt und Gemeinde mitzuwirken, sich einzubringen, „die Ärmel hochzukrempeln“, das Gemeinwohl mitzugestalten: Das ist ein Auftrag! Und diesen Auftrag kann jede und jeder von uns ausführen, an ihrer oder seiner Stelle. Da geht es nicht nur um das Bürgermeisteramt. Jeder ist gefragt, mit seiner jeweiligen Begabung, mit seiner ureigenen Leidenschaft dazu beizutragen. Martin Luther hat aus der hebräischen Sprache das Shalom als „der Stadt Bestes“ übersetzt. Shalom, dieser umfassende Begriff, der Frieden und Gerechtigkeit, aber auch Gemeinschaft heißen kann oder Wohlergehen.“ Im weiteren Verlauf erzählte Beckel dann noch von sehr persönlichen Erfahrungen aus seiner Familie bezüglich des Umgangs von evangelischen und katholischen Christen im Unterallgäu. „Dass heute katholische und evangelische Christen gemeinsam Gottesdienste feiern, ja überhaupt gemeinsam das gesellschaftliche Leben in unserem Land und in unseren Gemeinden gestalten, ist eine große Errungenschaft“ so Beckel am Ende seiner Ausführungen.


15.07.2017 - Prof. Dr. Wolfgang Huber

„Vertraut den neuen Wegen“ – unter dieses Motto stellte Prof. Dr. Huber bei seinem Besuch in Oberstaufen im Juli seine Kanzelrede. Klare Worte fand er auch zum Thema Ökumene, wo seine Vision nicht eine „uniforme Einheitskirche“, sondern eine Kirche in versöhnter Verschiedenheit sei.

 

Im Anschluss an den Gottesdienst ließ es sich Bischof Huber nicht nehmen, zusammen mit Pfarrer Wagner in Anlehnung an den Spruch „und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“ (der im Übrigen nicht von Martin Luther stammt) ein Apfelbäumchen vor der Heilig-Geist-Kirche zu pflanzen.

 


17.09.2017 - Pfarrer Heinrich Götz

Im September durften wir zur Kanzelrede Pfarrer Heinrich Götz aus Augsburg begrüßen. Er betrat mit einem Hammer in der Hand die Kanzel und erinnerte damit zum einen an die Hammerschläge Luthers. Zum anderen sei aber auch die Botschaft Luthers ein Hammer, stellte sie doch alles auf den Kopf, was die kirchliche Lehre damals lehrte. Im ersten Teil seiner Kanzelrede machte Götz dann deutlich, wie es zu den Hammerschlägen Luthers gekommen ist und erinnerte dabei besonders an den Ablass bzw. den Missbrauch des Ablasses durch die mittelalterliche Kirche, der dann Luthers Reaktion der 95 Thesen hervorgerufen hat.

Im zweiten Teil war sein Ziel die Frage zu beantworten: „Was heißt Reformation für mich heute als Christ 2017 und was heißt für uns heute 2017 Reformation in einer Gesellschaft, in der nur noch 60 % der Bevölkerung einer christl. Kirche angehören – in einem Land, in dem die Kanzlerin und ihr Gegenkandidat beim Fernsehduell angeben, nicht in einem Gottesdienst am Sonntag gewesen zu sein?“ Reformation bedeute heute z.B. den Blick zu richten auf die Unantastbarkeit der Menschenwürde – auch und gerade an den Rändern des Lebens. „Wo es um die Grenzen der menschlichen Existenz, um Leben und Sterben geht, stellt sich die Frage nach den christlichen Werten in besonderer Weise, Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht. Weil sich solche Fragen heute verstärkt stellen, kündigt sich die Wendung zu einem neuen Wertebewusstsein an. Hier ist unser Ort, hier sind wir gefragt!“
Sein Plädoyer lautet: „Die Botschaft, die Martin Luther ins 16. Jh. hineingesprochen hat, hört sich heute im 21. Jh. so an: Gott sagt zu jedem: „Ich nehme dich an, lieber Mensch, so wie du bist, ohne Bedingung. Du brauchst nicht immer hinter deinen Leistungen herjagen. Dich nicht ständig abstrampeln, um auf der Erfolgsleiter ein paar Stufen höher zu klettern. Du bist bejaht! Du kannst aufatmen, durchatmen, du bist frei! Ohne Druck, ohne Angst, dein Leben zu gestalten. Ich stütze Dich! Du kannst unbeschwert eintreten für gelingendes Leben“.
Sensibel – solidarisch – spirituell: das seien die großen „S“, die er den Gottesdienstbesuchern am Ende mit auf den Weg gab.


12.11.2017 - Dr. Markus Söder

Als letzten Redner in der Reihe der „Kanzelrede“ konnte die evangelischen Kirchengemeinde am Sonntag, den 12.11.2017 den Bayerische Finanz- und Heimatminister Dr. Markus Söder in der übervollen Heilig-Geist-Kirche in Oberstaufen begrüßen. Über ein Jahr verteilt waren prominente Gäste in Oberstaufen zu einer Kanzelrede, u.a. auch Bürgermeister Beckel oder Altbischof Huber. Mit dem Auftritt von Markus Söder endete nun die Reihe. Söder war dabei in die Gemeinde nicht als Mitglied der Bayerischen Staatsregierung, sondern als berufenes Mitglied der Evangelischen Landessynode in Bayern. In seiner Rede ermunterte er die Gottesdienstbesucher in der Heilig-Geist-Kirche, den christlichen Glauben mutig und selbstbewusst zu vertreten, die Frohe Botschaft mit frohem Gesicht nach außen zu tragen.

Keine weitere Rede über die Leistungen Martin Luthers, die Kirche oder die Landespolitik wolle er als letzter Redner der Reihe „Kanzelrede“ in Oberstaufen halten, stellte Söder zu Beginn seines „Auftritts“ als Kanzelredner in der Heilig-Geist-Kirche fest. Vielmehr sei es ihm ein Anliegen, seine ganz persönliche Einstellung zum Glauben und zum Christsein darzulegen. Dabei gewährte er auch den einen oder anderen Einblick in sein Leben mit und im Glauben und „würzte“ seine Betrachtungen mit humorvollen Einlagen. Beim 1. FC Nürnberg, bekannte Club-Fan Söder nebenbei, brauche es derzeit „viel Gebet“.

Söders Vater habe in Anbetracht des schon in jungen Jahren forschen Mundwerk seines Sohnes und seiner zwei linken Hände bereits angedeutet, zu was das womöglich führen könne: Politiker oder Pfarrer. Sein Weg führte ihn dann in die Politik, wo er inzwischen verschiedenste Ämter inne hatte, wie Pfarrer Wagner schon in seiner Begrüßung betonte.

Die Verwurzelung im christlichen Glauben habe schon in früher Jugend eingesetzt und wurde aber in der Zeit des frühen Todes seiner Mutter besonders intensiv. Seitdem, so bekennt Markus Söder, sei der Glau-be und das Gebet ein wichtiger Bereich seines Lebens: „Ich schöpfe Kraft aus dem Glauben.“ Und: „Glaube ist in gewisser Weise kompromisslos. Ein bisschen glauben geht nicht.“ Das habe er intensiv in einem Gebetskreis erfahren, dem er sich vor Jahren angeschlossen hat.

 

Söder bringt die Zielrichtung seiner Kanzelrede auf den Punkt: „Trauen wir uns doch, für den eigenen Glauben zu werben!“ Auf einen Gott, der jeden in seiner Besonderheit mit allen Stärken und Schwächen annehme, sei letztlich immer Verlass. Er, Söder, lese immer wieder in der Bibel und erlebe die Heilige Schrift als Ratgeber und Quelle der Hilfe und der Kraft.

Das Reformationsjubiläum sei lange und viel gefeiert worden, so Söder, „aber dabei zu historisch“ gewürdigt worden. Und Luther? Luther habe die Kirche reformiert und erneuert. „Heute wäre Luther der Star jeder Talkshow und hätte einen eigenen Twitterkanal!“, meinte Söder. Luther habe aus einer Kirche in Not mit der Reformation eine Kirche für alle gemacht, eine Volkskirche. Er habe andere mit seiner Sichtweise begeistert. Wie sich Luther nicht habe zwingen lassen, von seiner Meinung abzuweichen, solle jeder Christ zu seiner eigenen Meinung stehen, auch in Fragen des Glaubens. Söder: „Ein bisschen Luther schadet keinem.“ In der Politik sei das heute oftmals anders, bedauerte der Abgeordnete. Sein Wunsch zum Ausklang des Jubiläumsjahres sei es, betonte Söder, dass die Christen den Mut aufbrächten, zu ihrem Glauben zu stehen. „Glaube ist mehr als der Kirchenbesuch. Glaube ist ein Kompass.“ Glaube könne das Leben befruchten und bereichern: „Bei mir tut er es.“ Söders abschließender Appell: „Man darf sich trauen, zu Gott zu stehen, mit Gott und über den Glauben zu reden.“

 

Nach den Betrachtungen Söders konnte Pfarrer Frank Wagner nicht umhin, dessen Bemerkung über die vom Vater angedeutete wahrscheinliche Berufswahl aufzugreifen: „Ihr Vater hatte Recht – es hätte auch für einen guten Pfarrer gereicht.“ Zum Dank für seine Kanzelrede gab es für Söder Allgäuer Käsespezialitäten und „Oberstaufner Lutherbier“, das die Evangelische Kirchengemeinde aus Anlass des Reformationsjubiläums in Zusammenarbeit mit der Aktienbrauerei in Simmerberg anbietet.

Nach der Kanzelrede lud die Gemeinde zu einem Empfang ins Gemeindehaus, bei dem die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch mit Herrn Söder gegeben war. Und am Ende waren sich alle einig: es war ein sehr gelungener Abschluss der Kanzelreden und eine sehr persönlich Rede von Markus Söder, die Mut zum Glauben macht.


Aktion Thesenanschlag

Als am 31. Oktober 1517 Martin Luther seine Thesen an der Tür der Schlosskirche in Wittenberg (damals so etwas wie das schwarze Brett) angeschlagen hat, wollte er eigentlich “Nur” über das Thema Beichte und Ablass diskutieren. Daraus wurde aber der Beginn der Reformation.

 

Was aber ist der genaue Inhalt dieser Thesen? Worum ging es Martin Luther eigentlich? Um Antworten auf diese Fragen zu bekommen, wollen wir uns näher mit den Thesen beschäftigen und an sie erinnern.

 

Dazu startete ab dem 30.10.2016 die Aktion Thesenanschlag.

Dahinter verbarg sich die Idee, dass in jedem Sonntags Gottesdienst zwei von Martins Luthers Thesen verlesen werden und dann an einer nachgebauten Wittenberger Schlosstüre vor unserer Heilig-Geist-Kirche angeschlagen werden sollten. Diese Aufgabe übernahmen unsere Konfirmanden. Alle vier Wochen wurden dann die bis dahin verlesenen Thesen im Gesprächskreis zusammen mit einem reformatorischen Thema besprochen werden.

 


Kirchengemeinde präsentiert Lutherbier zum Reformationsjubiläum

Dass man im Mittelalter gerne Bier getrunken hat, da Wasser nicht besonders hygienisch rein war, wissen viele Menschen. Dass aber der Reformator Martin Luther gerne Bier getrunken hat, das ihm seine Frau Katharina von Bora, genannt „Käthe“ gebraut, wissen nur wenige. Zitat Martin Luther: „Ich sitze hier und trinke mein gutes Wittenbergisch Bier und das Reich Gottes kommt von alleine.“

Dieser Tradition folgend gab es seit dem 31. Oktober nun ein Lutherbier in der Kirchengemeinde Oberstaufen.

Abgefüllt wurde es in der Aktienbrauerei Simmerberg, nachdem Braumeister Manfred Biechl sich begeistert von der Aktion gezeigt hat. Fritz Klieber, Grafiker in Freiburg im Breisgau, hat dann für die Kirchengemeinde ein Etikett entwickelt, das von Mitgliedern des Kirchenvorstandes auf die Flaschen geklebt wurde. Dazu gab es an jeder Flasche einen Anhänger, der noch ein wenig näher über das Projekt informiert.

„Gleich bei der Eröffnung, als es Lutherbier und Schmalzbrot gab, haben wir schon jede Menge von unserem Lutherbier verkauft“, freut sich Pfarrer Wagner. Die Nachfrage war so groß, dass der Kirchenvorstand nach Simmerberg zum Etikettenkleben „musste“.